Finnland

In Finnland gibt es insgesamt über 40 Waldorfkindergärten – man nennt sie dort ”Steinerkindergärten” – und Vorschulgruppen mit mehr als 800 Kindern.

 Die Steinerkindergärten kümmern sich um Kinder von 1-6 Jahren. Die meisten sind unabhängige, durch einen Trägerverein gegründete Institutionen. Einige davon arbeiten mit einer nahe gelengenden Steinerschule zusammen. Die Kinder werden mit 7 Jahren eingeschult. Das Jahr davor, das sogenannte Vorschuljahr, kann entweder an einer Schule oder in einem Kindergarten, das ein Vorschuljahr anbietet, besucht werden.

Zusammenarbeit. Die steinerpädagogischen Aktivitäten in Finnland liegen in der Hand des Landesvereins für Steinerpädagogik “Suomen Steinerkasvatuksen liitto”. Der Verein wurde gegründet, um die Zusammenarbeit der Waldorfeinrichtungen zu stärken.


Ausbildung. Die Snellman-Hochschule in Helsinki bietet nach einem Einführungsjahr ein 3 jähriges Klassenlehrer- oder Erzieherstudium an, das mit einem staatlich anerkannten Diplom abgeschlossen werden kann. Besonders im Erzieherstudium wird viel Wert auf Praxis gelegt. Die Studenten machen in jedem Semester ein berufsbegleitendes Praktikum an einem Steinerkindergarten.

Kleinkindpädagogik. Der finnische Staat unterstützt Familien bis deren Kinder drei Jahre alt sind. Daher nehmen viele Kindergärten in der Regel Kinder ab dem 3. Lebensjahr auf. Doch das Bedürfnis, Kinder ab dem 1. Lebensjahr in Pflege zu geben, wird auch in Finnland immer grösser. Daher bieten viele Kindergärten Kleinkinderziehung an, entweder in altersgemischten Gruppen oder in Kleingruppen nur für Kinder unter drei Jahren.

Aktuelle Fragen. Alle Steinerschulen und -Kindergärten sind private Institutionen, werden aber teilweise vom finnischen Staat mitfinanziert, solange sie alle Richtlinien erfüllen und geforderte Erlaubnisse vorlegen können. Steinerpädagogik wird in Finnland als alternative Pädagogik anerkannt, doch es werden Lehrpläne benötigt, die der staatlichen Vorlage angepasst werden müssen, u.a. mit Darstellungen steinerpädagogischer Methoden und Ziele.

Diese Lehrplanarbeit ist in Finnland gerade sehr aktuell gewesen. Es sind neue Lehrpläne erstellt worden, woran die steinerpädagogische Gemeinschaft intensiv zusammenarbeitet hat. Eine besonders große Herausforderung hat u.a. das Thema IT, der Gebrauch von Technologie in Kindergärten und an Schulen, geboten. Anhand der neuen Lehrpläne ist jedoch der Gebrauch von Computern in Steinerkindergärten und in den unteren Schulklassen der Steinerschulen – glücklicherweise – keine Voraussetzung.

Ein Blick zurück. Die Steinerpädagogik (“steinerpedagogiikka”) – wurde Mitte des 20. Jahrhunderts in Finnland bekannt. Im Jahre 1955 wurde die erste Schule in der finnischen Hauptstadt Helsinki gegründet und danach kamen immer mehr Schulen hinzu. Heute sind es 26 mit insgesamt ungefähr 5000 Schülern.

Im Bereich der Vorschulerziehung begann die Entwicklung damit, dass Ende der 60er Jahre die Steinerschulen Vorschulgruppen gründeten. Der erste Kindergarten für Kinder unter 7 Jahren wurde im Jahre 1972 im südöstlichen Lappeenranta gegründet.

Geographische Besonderheiten. Die Steinerkindergärten Finnlands sind überall im Land zu finden, von der Südküste Finnlands bis nach Lappland im hohen Norden, sowohl in den grösseren Städten des Landes als auch in völlig ländlichen Gegenden. Ob Meer, See, Wald oder Feld – überall ist die wunderschöne und intensive finnische Natur mit ihren Farben, Geräuschen und Düften präsent.

Die Natur bietet sich hervorragend für Spiel- und Bewegungsmöglichkeiten an. Auch die Vielfältigkeit der unterschiedlichen Jahreszeiten ist zu einem wichtigen Teil der Pädagogik geworden. Einen Grossteil des Tages verbringen die Kinder an der frischen Luft, in der Natur, das ganze Jahr lang, bei jeder Wetterlage – und sei es im Winter noch so kalt oder im Herbst noch so nass. Auch das neue Erwachen im Frühling bekommt nach dem kalten, dunklen Winter eine ganz lebhafte Note. Somit werden auch die Jahreszeitenfeste durch den Charakter der zu erlebenden Jahreszeit wunderbar unterstützt.

Tina Iwersen, Erzieherin in einem Steinerkindergarten in Helsinki, Dozentin am Snelman Institut und Mitglied im Council der IASWECE

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