Das Kind von Geburt bis drei

Wesentliche Merkmale der Steiner-/Waldorfpädagogik für die ersten drei Lebensjahre

Die ersten drei Jahre sind einzigartig im menschlichen Leben. Das Kind kommt mit grenzenloser Offenheit und Vertrauen in die Welt und zugleich in die volle Abhängigkeit von anderen Menschen, deren Aufgabe es ist, seinen Bedürfnissen gerecht zu werden.

Die Erziehung und Pflege von kleinen Kindern unter drei Jahren erfordert besondere Qualitäten. Die Erwachsenen in seiner Umgebung sind aufgerufen, kontinuierlich an ihrer seelischen und geistigen Entwicklung zu arbeiten. Indem der Erwachsene dem Kind mit Respekt, Achtsamkeit und Verständnis begegnet, wird es ihm gelingen, den Tagesablauf für und mit dem Kind zu gestalten. Dieses Grundverständnis muss seine Haltung und seine Handlungen durchdringen. Der Erwachsene muss sich bewusst sein, was es bedeutet, ein Vorbild zu sein, denn das kleine Kind lernt durch Nachahmung. Dazu ist eine enge und konstante Bindung zum Erzieher wichtig.

Das Kind wird mit einem bewusst gestalteten Tagesablauf ins Leben begleitet und dieser Ablauf sollte auf notwendigen, täglichen Tätigkeiten beruhen. Wir müssen dabei auch betrachten, dass das Kind viel Zeit braucht, um die Welt zu entdecken, anderen zu begegnen, sich selber kennenzulernen. Es entwickelt dabei alle Sinne, ganz besonders den Tastsinn, den Lebenssinn, den Bewegungs- und den Gleichgewichtssinn.

Pädagogische Grundlagen

1. Die Haltung des Erwachsenen

Wärme, Präsenz und Freude begleiten die Pflege des Kindes. Es ist wichtig, eine Atmosphäre von Vertrauen, Offenheit und Dankbarkeit zu pflegen. Es ist wichtig die Bedeutung von sinnvollen Tätigkeiten zu verstehen, wie z.B. Kochen, Hausarbeit, Putzen, Waschen und Gartenpflege, sich viel draußen bewegen und die Natur entdecken. Für das Kind und für den Erwachsenen sind diese Aktivitäten wichtig. Für den Erwachsenen kann es auch bedeuten, neue Fähigkeiten zu entwickeln.

2. Die Umgebung des Kindes

Das kleine Kind benötigt eine ruhige, einfache, warme und friedliche Umgebung. Sie sollte ihm ermöglichen, in einem geschützten Umfeld die Welt zu entdecken. Spielzeuge sollten einfach und aus Naturmaterialien gefertigt sein. 

3. Rhythmus im täglichen Leben

  • Der tägliche Rhythmus wird aus dem Verständnis für die individuellen Bedürfnisse des Kindes gestaltet und berücksichtigt
  • Qualität und Quantität des Schlafens in guter Umgebung
  • Gesunde Ernährung
  • Vielfältige Bewegungsmöglichkeiten, Begegnung mit der Natur, Gehen und Laufen als tägliche Aktivität.
  • Ein rhythmischer Tagesablauf hilft dem Kind, sich sicher und geborgen zu fühlen und ermöglicht ihm, ein gesundes Selbstbewusstsein zu entwickeln.

Begegnung und Beziehung

Das Kind verbindet sich mit der Welt durch seine Beziehungen zu anderen Menschen. Deshalb sollen alle Begegnungen mit Kindern und auch Erwachsenen respektvoll, aufmerksam und professionell sein.

Dies ist eine Grundbedingung für die Entwicklung von sozialem Verhalten und Gemeinschaftsfähigkeit. Ein Kind wird sich am besten in einer Gemeinschaft von Eltern, Erziehern und Kindern mit guten, menschlichen Beziehungen entwickeln. Deshalb wird jeder Waldorf-Pädagoge bestrebt sein, solche bewusst und harmonisch zusammen arbeitende Gemeinschaften als Umfeld für die Betreuung der Kinder schaffen. Darin sehen wir einen Beitrag zu einem weltweiten Kulturimpuls.

April 2016

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