Japan

In Japan gibt es rund 60 Waldorfkindergärten. 50 von ihnen sind Mitglied in der „Steiner-Waldorf Vereinigung in Japan“. Einige wenige davon haben keinen Trägerverein, sondern sind von Privatleuten eingerichtet worden.

In Japan gibt es zwei Arten von Einrichtungen für Kinder unter sechs Jahren:

  • Private Kindergärten für 3 – 6 –jährige Kinder, die staatlich anerkannt und finanziell unterstützt werden. Die offiziellen Öffnungszeiten sind 10h bis 14h.
  • Krippen und Kindertagesstätten für Kinder von der Geburt bis drei, die auch ältere Kinder aufnehmen dürfen. Diese Einrichtungen sind von morgens bis abends geöffnet und werden von Familien in Anspruch genommen, in denen beide Elternteile Vollzeit arbeiten.


Früher haben Waldorfkindergärten nur Kinder ab 3 Jahren aufgenommen. Angesichts der wachsenden Zahl von Müttern, die Vollzeit arbeitet, haben sie aber begonnen immer längere Öffnungszeiten anzubieten und auch Kinder unter drei aufzunehmen. Einige Kindergärten haben auch Eltern-Gruppen und Kleinkindgruppen für zwei-jährige. Nach Verabschiedung eines Gesetzes im April 2015, das die Kombination der beiden oben genannten Typen ermöglicht, sind viele Waldorfkindergärten dabei, ihre Struktur zu verändern.

Ausbildung. Die „Steiner- Waldorf Vereinigung in Japan“ organisiert eine dreijährige berufsbegleitende Ausbildung. Der zweite Kurs dieser Art wird gerade abgeschlossen. Diese Kurse wurden durch IASWECE und die Pädagogische Sektion am Goetheanum unterstützt. Es gibt weitere Initiativen für Ausbildungskurse in Osaka und Nagano.

Aktuelle Anliegen. Als Waldorfpädagogen, die in einem nicht christlichen Land in Asien leben und arbeiten, haben wir unsere eigene Kultur studiert, auch von einem anthroposophischen Gesichtspunkt aus, mit der Frage, wie wir die Ideen der Waldorfpädagogik im sozialen und kulturellen Kontext Japans gesellschaftlich wirksam machen können. Als ein Versuch, die Waldorfpädagogik besser bekannt zu machen, veranstalten wir jedes Jahr sogenannte „Waldorf- Eltern Feste“. De Ideen und Anliegen der Waldorfpädagogik in der Öffentlichkeit besser bekannt zu machen sehen wir im Moment als unsere Hauptaufgabe.

Ein Blick zurück:

  • 1975: Durch ein Buch von Prof. Koyashu („Schüler in einer Grundschule in München“) wurde die Waldorfpädagogik in Japan bekannt.
  • Ende der 70iger und Anfang der 80iger Jahre: Eine Reihe von privaten Kindergärten führt Waldorferziehung ein. Dozenten aus Deutschland geben Vorträge und Kurse. Japanische Pädagogen machen Studieneisen nach Deutschland.
  • 1987: Die erste Waldorfschule Japans wird in Tokyo gegründet.
  • Seit 1990: Japanische Pädagogen, die in Europa oder Amerika Waldorferziehung studiert haben, kommen zurück nach Japan und gründen Waldorfkindergärten.
  • 2001: Die „Tokyo Steiner School“ wird von der Regierung offiziell als “School Corporation Steiner Gakuen ” Eine weitere Schule bekommt später diese Anerkennung.
  • 2015: Im Rahmen der neuen Erziehungsrichtlinien werden drei neue Kindertagesstätten gegründet.

Sono Matsuura ist Waldorferzieherin und Dozentin für Waldorfpädagogik in Tokyo. Sie ist Mitglied im IASWECE Council.

Internetseite der Vereinigung  Waldorkindergärten in Japan


Schweden

In Schweden gibt es heute 80 Waldorfkindergärten. Es handelt sich um private, von Vereinen getragene Einrichtungen, die vom Staat finanziert werden und sowohl den nationalen Vorschullehrplan – Lpfö 98 – respektieren, als auch einen gemeinsam beschlossenen Waldorflehrplan – „En väg till frihet” (Ein Weg zur Freiheit).

In den Kindergärten betreuen wir Kinder von 1 – 7 Jahren. Es gibt sowohl Kleinkindgruppen (für 1 bis 3-jährige), klassische Kindergartengruppen (für 3 bis 7-jährige), als auch Gruppen für 1 bis 7-jährige. Unsere Grundwerte sind ein stabiler Tagesrhythmus, Achtsamkeit auf die Umwelt, auf unsere natürlichen Materialien, auf die Entwicklung jeden Kindes, wie es sich im freien Spiel zeigt, und künstlerische und praktische Tätigkeiten. – In Schweden gibt es die Waldorfbewegung seit ungefähr 60 Jahren, sie hat sich durch ein großes, idealistisches Engagement von Eltern und Erziehern bis zu ihrer heutigen Größe hin entwickelt.

Zusammenarbeit. Die RWS Riksföreningen Waldorfförskolors Samråd (RWS), die Landesvereinigung der Waldorfschulen in Schweden, ist ein Forum, das die Zusammenarbeit und den Erfahrungsaustausch unter den Pädagogen ermöglicht und dadurch die Waldorfeinrichtungen und den anthroposophischen Erziehungsimpuls stärkt. Zwei Mal im Jahr, im Frühling und im Herbst, werden Jahrestreffen mit Vorträgen und Arbeitsgruppen veranstaltet. Gleichzeitig treffen sich Vertreter von 20 schwedischen Regionen und besprechen die Lage und die Herausforderungen für die Kindergärten im ganzen Land.


Aktuelle Anliegen. Wir haben große Schwierigkeiten, die 6-jährigen weiterhin im Kindergarten zu behalten. Alle politischen Parteien haben es sich ins Programm geschrieben, die Schulpflicht für 6-jährige einzuführen. Die meisten Kindergärten haben bereits spezielle Aktivitäten für 6-jährige eingeführt, die von Lehrern der Waldorfschulen betreut werden.

Ausbildung. Die „Waldorflärar högskolan“ (Hochschule für Waldorfädagogik) besteht seit den 70iger Jahren und liegt in einer sehr schönen Umgebung in Bromma, am Stadtrand von Stockholm, ganz in der der Nähe von Solgården, dem ersten in Schweden gegründeten Kindergarten. So können die Studenten durch einen kurzen Blick um die Ecke einen guten Eindruck vom Alltag eines Waldorfkindergartens bekommen… Um das Waldorferzieherdiplom zu bekommen, haben die Studenten die Wahl zwischen einer 3-jährigen Vollzeitausbildung oder einer 5-jâhrigen Teilzeitausbildung. Im Moment studieren insgesamt 280 Studenten an der Waldorflärar högskolan.

Sara De los Santos ist ehemalige Mitarbeiterin der SOFIA Stiftung und Waldorferzieherin. Sie arbeitet in einem Kindergarten im Süden Schwedens und ist IASWECE Council Mitglied.

Zur Internetseite der Landesvereinigung der Waldorfschulen in Schweden
Waldorfausbildung in Schweden


Belgien

Zurzeit werden etwa 1.300 Kinder in 18 Waldorfkindergärten betreut.

Laut Gesetz müssen alle Kinder ab dem Alter von zweieinhalb Jahren im Kindergarten aufgenommen werden, und in vielen Waldorfschulen sind für diese sehr kleinen Kinder Vor-Kinderkindergartengruppen eingerichtet worden mit weniger Kindern in der Gruppe und, wo es möglich ist, mit einem zusätzlichen Helfer. Zusätzlich unterstützt „Salutogenese“, eine auf der Anthroposophie beruhende Organisation für die Kinder von der Geburt bis zum Alter von 3 Jahren, die weitere Entwicklung von Heimen und Tagespflegeinitiativen auf der Grundlage der Waldorfpädagogik in Belgien. Die Waldorfkindergärten in Flandern sind alle einer der 15 Steiner Grundschulen angeschlossen und derzeit gibt es 6 Steiner Oberstufenschulen. Sie sind alle durch das flämische Erziehungsministerium anerkannt und erhalten staatliche Zuschüsse. Es gibt viele Kindergärtengruppen mit 25 Kindern und mehr. Zusätzlich haben die meisten Gruppen nur eine Kindergärtnerin mit meistens keiner oder sehr wenig Hilfe, eine große Herausforderung sowohl für die Kinder als auch für die Kindergärtnerin!

Ein Blick zurück: Das Erziehungssystem im vielsprachigen Belgien wurde innerhalb jeder der drei Sprachgemeinschaften unabhängig voneinander organisiert, jedes mit seinen eigenen Gesetzen – das hatte starken Einfluss auf die Entwicklung der Waldorfschulen in Belgien.

Die Initiative für die Einführung der Waldorfpädagogik in Flandern/Belgien entstand durch den Impuls des Antwerpener Notars Emile Gevers in den Jahren 1948-1954. In dieser Zeit war der Streit zwischen Katholiken und Liberalen in Bezug auf Erziehung in Belgien auf seinem Höhepunkt. Als nicht politisch und religiös gebundene Schule bekam die erste Steinerschule grünes Licht, und der erste Waldorfkindergarten begann im September 1954 in Antwerpen mit Caroline Smits-van Giel als Erzieherin. Zur Eröffnung der Schule kamen verschiedene bekannte Anthroposophen aus den Nachbarländern, wie z.B. Herbert Hahn und Ernst Lehrs aus Deutschland. Aber vor allem die Holländer waren gut vertreten und hatten einen großen Einfluss auf den Beginn und die weitere Entwicklung der Waldorferziehung in Flandern mit Willem Zeylmans of Emmichoven, Bernard Lievegoed, Max Stibbe, Daan van Bemmelen und Wim Veltman als einige der prominentesten Persönlichkeiten. 1971 öffnete die Parcival-Schule ihre Pforten als die erste Waldorfschule für Kinder mit speziellen Bedürfnissen und Lernschwierigkeiten. Es dauerte weitere 22 Jahre, bis 1976 die zweite Waldorfschule in Lier gegründet wurde, gefolgt von einem stärkeren Wachstum zuerst in den größeren Städten Gent (1978), Brügge (1979) Löwen (1982) und später in kleineren Städten und Gemeinden. In der Zeit von 1995-1997 erhielten die Rudolf-Steiner-Schulen das Recht, indem sie ihre verfassungsmäßigen Rechte vor Gericht einklagten, ihre eigenen Lehrpläne und speziellen Entwickelungsziele und Ziele zu benutzen.

Zusammenarbeit. Die Steiner Schulen arbeiten in zwei Arbeitsgemeinschaften zusammen (Grundschule und Oberstufe) und einer übergeordneten Vereinigung der Waldorfschulen in Flandern. In diesen Schulgemeinschaften wird über die verschiedenen Erziehungsaufgaben und Herausforderungen entschieden und sie werden an die pädagogischen Mitarbeiter und Arbeitsgruppen zur Bearbeitung weitergegeben. Die Fortbildung ihrer Lehrer ist eine ihrer Aufgaben. Die „Arbeitsgruppe für Waldorfpädagogik von der Geburt bis zu sieben Jahren“ bereitet unter anderem die jährlichen Tagungen vor und begleitet die Entwicklungen in den Kindergärten. Die Vereinigung kümmert sich um die übergreifenden Aufgaben, die über die Ebene der Schulgemeinschaft hinausgehen, wie etwa internationale Zusammenarbeit, rechtliche Aufgaben, Verbindung mit örtlichen pädagogischen Partnern, Qualitätsbestimmungen usw.

Im Gegensatz zur Situation in Flandern ist es im französischen Teil Belgiens viel schwieriger, Waldorfschulen zu gründen. Zurzeit gibt es dort 4 Waldorfkindergärten, von denen 2 zu einer Waldorfgrundschule gehören. In dem kleinen deutschen Teil Belgiens gab es früher einen Waldorfkindergarten, aber der zog vor vielen Jahren nach Deutschland um.

Ausbildung. Es gibt keine grundständige Vollzeitausbildung auf der Grundlage der Waldorfpädagogik für Lehrer in Belgien. Um in Belgien als Erzieher vom Kindergarten bis hin zur Oberstufe zu arbeiten, braucht man eine durch das Erziehungsministerium anerkannte Erzieherausbildung. Früher gingen die meisten Lehrer für eine Waldorfausbildung mehrere Jahre lang nach Deutschland oder Holland. In den letzten Jahren wurden durch die Vereinigung und verschiedene Schulgemeinschaften Ausbildungsmodule für Waldorfpädagogik organisiert, um den Lehrern die Möglichkeit einer beruflichen Entwicklung zu bieten.

Clara Aerts ist Waldorfkindergärtnerin und pädagogische Mitarbeiterin des Bundes der Steinerschulen in Flandern, Gastdozentin in verschiedenen Ausbildungsstätten weltweit und Mitglied der Koordinationsgruppe der IASWECE

Internetseite des Bundes der Steinerschulen in Belgien


Deutschland

Die Waldorfkindergarten Vereinigung in Deutschland umfasst zur Zeit 558 Waldorfkindergärten mit angeschlossener Kleinkindbetreuung in Krippe oder Tagesmutterverbund. Es sind ca.  24 881 Kinder zwischen Geburt und 6 Jahren in der Betreuung.

Die Waldorfkindergartenbewegung in Deutschland ist nach den verschiedenen Bundesländern in Regionale Arbeitszusammenhänge untergliedert. Es gibt je nach Bundesland verschiedene Rahmenbedingungen für Kindergärten. Die deutsche Vereinigung der Waldorfkindergärten erarbeitet jedoch allgemeine Vereinbarungen die für alle bundesdeutschen Waldorfkindergärten gelten.

Ihre Aufgabe ist es auch Ausbildung zu sichern und die Überregionale Zusammenarbeit zu stärken. Die Mitgestaltung von Kongressen, die Zusammenarbeit mit dem Bund der deutschen Waldorfschulen, dem Verband der Heilpädagogik und der pädagogischen Sektion in Dornach, sowie die Zusammenarbeit mit der IASWECE sind Aufgaben der Gemeinschaft der Deutschen Waldorfkindergartenbewegung.

Ein Schwerpunktthema der letzten Jahre war neben dem Aufbau einer Ausbildung für Kleinkindpädagogen eine Qualitätsoffensive. In den vergangenen Jahrzehnten waldorfpädagogischer Praxis werden viele Themen neu bearbeitet:Ganztägige Betreuung der Kinder im ersten Jahrsiebt, Unterstützungsmöglichkeiten für Familien, Aufgaben der Kleinkindpädagogik, den Waldorfkindergarten als Ort für das freie Spiel des Kindes stärken, und viel Themen mehr….

Der Ausbau der Kleinkindbetreuung hat in den letzten 15 Jahren begonnen und ist flächendeckend erfolgt.

Das Einschulungsalter wurde versuchsweise auf 5 Jahre abgesenkt, man hat aber so schlechte Erfahrungen damit gemacht, dass alle Kinder wieder mit 6 Jahren eingeschult werden können. In einzelnen Bundesländern ist es auch mit 7 Jahren möglich.

Die Aufgabe von Mentorierung und Begleitung von Kollegien und Vorständen nimmt immer größeren Raum ein. So hat die deutsche Vereinigung der Waldorfkindergärten, jetzt das Arbeitsfeld der Fachberatung durch Gründung einer Gesellschaft, den entsprechenden Rahmen gegeben: Hier arbeiten Fachberater (erfahrene Waldorfpädagogen), die Kindergärten in ihren Pädagogischen- und Selbstverwaltungsfragen, begleiten und beraten. Die Situation in Deutschland durch den Generationswechsel und die Steigerung der Kinderzahlen durch Geburten und Zuwanderung erfordert viele neue Waldorfkindergärten und Pädagogen.

Es arbeiten 11 Seminare zur Ausbildung von Waldorferziehern und sie werden den Bedarf nicht decken können. Hier liegt eine Zukunftsaufgabe!

Hartmut Beye, verantwortlich für Öffentlichkeitsarbeit und langjähriges Vorstandsmitglied

Internetseite der “Vereinigung der Waldorfkindergärten in Deutschland” mit den Adressen aller Kindergärten und Ausbildungsstätten


Norwegen

In Norwegen, einem Land mit 5 Millionen Einwohnern, gibt es 56 Waldorfkindergärten, in denen ungefähr 1800 Kinder von 1 bis 6 Jahren betreut werden.

Seit 1997 ist es gesetzlich vorgeschrieben, dass alle sechsjährigen zur Schule gehen müssen. Der Lehrplan für die erste Klasse sieht daher in den meisten der 30 Waldorfschulen vor allen Dingen Tätigkeiten und Arbeitsweisen vor, die dem Leben im Kindergarten sehr ähnlich sind. Allerdings sind es dann keine gemischten Altersgruppen mehr wie sie im Kindergarten üblich sind.   

Alle diese Einrichtungen werden vom Staat finanziert, das bedeutet das bezüglich der Gruppengrösse und der Öffnungszeiten dieselben Regelungen gelten wie in allen anderen Kindergärten auch. – Eine aktuelle pädagogische Frage, die bei den Treffen und Fortbildungen der Landesvereinigung immer wieder besprochen wird: Wie können wir die besonderen Lebensbedingungen und Bedürfnisse der heutigen Kinder verstehen und ihnen mit Hilfe der Waldorfpädagogik in angemessener Weise entgegenkommen?


Zusammenarbeit. Alle norwegischen Waldorfkindergärten haben sich im “Steinerbarnehageforbundet” (Verband der Waldorfkindergärten in Norwegen) zusammengeschlossen. Einmal Jahr wird eine Landestagung veranstaltet, bei der ungefähr 350 Teilnehmer Vorträge und Arbeitsgruppen besuchen, die Fragen behandeln wie: die Haltung des Erwachsenen im Kindergarten, Bindungstheorie, wesentliche Merkmale der Waldorferziehung usw.

Ausbildung. Das Rudolf Steiner College University in Oslo bietet eine drei jährige Vollzeitausbildung sowie eine fünfjährige Teilzeitausbildung zum Waldorferzieher an. Beide Studiengänge können mit einem Bachelor Diplom abgeschlossen werden. Es gibt auch die Möglichkeite, einen Masterstudiengang zu machen. Der Unterricht findet in Englisch statt, die Studiengänge sind offen für Studenten aus aller Welt.

Kleinkinderziehung. Kinder im Alter von 1 bis 3 werden in Norwegen (von einigen Ausnahmen abgesehen) in besonderen Einrichtungen betreut. Ungefähr 75% der einjährigen Kinder verbringen den ganzen Tag in der Betreuung. Das kann verständlich machen, das wir als Waldorferzieher uns sehr stark mit den Fragen der Bindung, der Eingewöhnung und der Qualität von Kleinkindbetreuung beschäftigen.

Aurelia Udo de Haes ist Waldorfkindergärtnerin und Mitglied des IASWECE Councils.

Internetseite der Vereinigung der Rudolf Steiner Kindergärten in Norwegen
Studium an der Rudol Steiner Hochschule in Oslo


Kanada

Obgleich Kanada ein sehr großes Land ist, gibt es im Moment nur 26 Waldorfkindergärten in fünf von zehn Regionen Kanadas. Allerdings gibt es viele neue Initiativen in verschiedenen Entwicklungsstadien.

Waldorferziehung gibt es in Kanada seit den Gründungen der Waldorfschulen in Toronto im Jahre 1968 und in Vancouver (British Columbia) im Jahre 1969. Viele der heute existierenden Einrichtungen sind aus der dynamischen Gründungswelle der 70iger Jahre hervorgegangen und befinden sich in den Regionen British Columbia und Ontario. In Quebec und Alberta gibt es aber auch seit langem bestehende Einrichtungen. Zurzeit gibt es mehrere Initiativen an der Ostküste, wo in den letzten Jahren auch ein Ausbildungszentrum entstanden ist.

Einige der Einrichtungen werden teilweise vom Staat finanziert.


Zusammenarbeit. Die 26 Waldorfkindergärten in Kanada sind Mitglied der Waldorf Early Childhood Association of North America (WECAN) und arbeiten daher eng mit den Waldorfeinrichtungen in den Vereinigten Staaten zusammen.

Ausbildung. Die Einrichtungen, die vom Staat subventioniert werden, haben Mitarbeiter, die sowohl die Waldorfausbildung als auch die staatliche Erzieherausbildung absolviert haben. Von allen Gruppenleitern wird erwartet, dass sie eine Ausbildung in Waldorferziehung abgeschlossen haben. Es gibt zwei Seminare, die von WECAN anerkannt sind: Das „Rudolf Steiner Centre Toronto“ (RSCT) in Ontario, das 1978 gegründet wurde, und das im Jahre 1996 gegründete „West Coast Institute for Studies in Anthroposophy“ (WCI) in British Columbia. Beide arbeiten mit den Richtlinien der IASWECE und von WECAN.

Ruth Ker, Waldorferzieherin und Dozentin aus Vancouver Island, Kanada

Internetseite von WECAN 


Finnland

In Finnland gibt es insgesamt über 40 Waldorfkindergärten – man nennt sie dort ”Steinerkindergärten” – und Vorschulgruppen mit mehr als 800 Kindern.

 Die Steinerkindergärten kümmern sich um Kinder von 1-6 Jahren. Die meisten sind unabhängige, durch einen Trägerverein gegründete Institutionen. Einige davon arbeiten mit einer nahe gelengenden Steinerschule zusammen. Die Kinder werden mit 7 Jahren eingeschult. Das Jahr davor, das sogenannte Vorschuljahr, kann entweder an einer Schule oder in einem Kindergarten, das ein Vorschuljahr anbietet, besucht werden.

Zusammenarbeit. Die steinerpädagogischen Aktivitäten in Finnland liegen in der Hand des Landesvereins für Steinerpädagogik “Suomen Steinerkasvatuksen liitto”. Der Verein wurde gegründet, um die Zusammenarbeit der Waldorfeinrichtungen zu stärken.


Ausbildung. Die Snellman-Hochschule in Helsinki bietet nach einem Einführungsjahr ein 3 jähriges Klassenlehrer- oder Erzieherstudium an, das mit einem staatlich anerkannten Diplom abgeschlossen werden kann. Besonders im Erzieherstudium wird viel Wert auf Praxis gelegt. Die Studenten machen in jedem Semester ein berufsbegleitendes Praktikum an einem Steinerkindergarten.

Kleinkindpädagogik. Der finnische Staat unterstützt Familien bis deren Kinder drei Jahre alt sind. Daher nehmen viele Kindergärten in der Regel Kinder ab dem 3. Lebensjahr auf. Doch das Bedürfnis, Kinder ab dem 1. Lebensjahr in Pflege zu geben, wird auch in Finnland immer grösser. Daher bieten viele Kindergärten Kleinkinderziehung an, entweder in altersgemischten Gruppen oder in Kleingruppen nur für Kinder unter drei Jahren.

Aktuelle Fragen. Alle Steinerschulen und -Kindergärten sind private Institutionen, werden aber teilweise vom finnischen Staat mitfinanziert, solange sie alle Richtlinien erfüllen und geforderte Erlaubnisse vorlegen können. Steinerpädagogik wird in Finnland als alternative Pädagogik anerkannt, doch es werden Lehrpläne benötigt, die der staatlichen Vorlage angepasst werden müssen, u.a. mit Darstellungen steinerpädagogischer Methoden und Ziele.

Diese Lehrplanarbeit ist in Finnland gerade sehr aktuell gewesen. Es sind neue Lehrpläne erstellt worden, woran die steinerpädagogische Gemeinschaft intensiv zusammenarbeitet hat. Eine besonders große Herausforderung hat u.a. das Thema IT, der Gebrauch von Technologie in Kindergärten und an Schulen, geboten. Anhand der neuen Lehrpläne ist jedoch der Gebrauch von Computern in Steinerkindergärten und in den unteren Schulklassen der Steinerschulen – glücklicherweise – keine Voraussetzung.

Ein Blick zurück. Die Steinerpädagogik (“steinerpedagogiikka”) – wurde Mitte des 20. Jahrhunderts in Finnland bekannt. Im Jahre 1955 wurde die erste Schule in der finnischen Hauptstadt Helsinki gegründet und danach kamen immer mehr Schulen hinzu. Heute sind es 26 mit insgesamt ungefähr 5000 Schülern.

Im Bereich der Vorschulerziehung begann die Entwicklung damit, dass Ende der 60er Jahre die Steinerschulen Vorschulgruppen gründeten. Der erste Kindergarten für Kinder unter 7 Jahren wurde im Jahre 1972 im südöstlichen Lappeenranta gegründet.

Geographische Besonderheiten. Die Steinerkindergärten Finnlands sind überall im Land zu finden, von der Südküste Finnlands bis nach Lappland im hohen Norden, sowohl in den grösseren Städten des Landes als auch in völlig ländlichen Gegenden. Ob Meer, See, Wald oder Feld – überall ist die wunderschöne und intensive finnische Natur mit ihren Farben, Geräuschen und Düften präsent.

Die Natur bietet sich hervorragend für Spiel- und Bewegungsmöglichkeiten an. Auch die Vielfältigkeit der unterschiedlichen Jahreszeiten ist zu einem wichtigen Teil der Pädagogik geworden. Einen Grossteil des Tages verbringen die Kinder an der frischen Luft, in der Natur, das ganze Jahr lang, bei jeder Wetterlage – und sei es im Winter noch so kalt oder im Herbst noch so nass. Auch das neue Erwachen im Frühling bekommt nach dem kalten, dunklen Winter eine ganz lebhafte Note. Somit werden auch die Jahreszeitenfeste durch den Charakter der zu erlebenden Jahreszeit wunderbar unterstützt.

Tina Iwersen, Erzieherin in einem Steinerkindergarten in Helsinki, Dozentin am Snelman Institut und Mitglied im Council der IASWECE

Kontakt der Landesvereinigung
Internetseite des Ausbildungszentrums


Grossbritannien

Waldorferziehung gibt es im “Vereinigten Königreich” seit über 75 Jahren. Es gibt Waldorfkindergärten in England, Schottland, Wales und Irland (im Norden und auch einige im Süden). 36 Waldorfkindergärten sind an Waldorfschulen angeschlossen, in diesen und und in den unabhängigen Kindergärten, Tagesstätten, Waldkindergärten, Eltern-Kind-Gruppen und neuen Initiativen werden etwa 2000 Kinder von Waldorferziehern betreut.

Fast alle Kindergartenplätze von 3 und 4 jährigen Kindern werden vom Staat subventioniert. Es gibt seit einiger Zeit auch 4 sogenannte “Steiner Akademien”, die zu 100% vom Staat finanziert werden (für Kinder ab 5 Jahren).

Ausbildung. Es gibt zwei Ausbildungskurse, die man mit einem staatlich anerkannten Waldorferzieherdiplom abschließen kann (Niveau 5). Beide Kurse erfüllen auch die Anforderungen der IASWECE Ausbildungsrichtlinien. Ein neu eingerichteter Kurs bietet speziell eine Ausbildung zum Kleinkindpädagogen an. Neben der Waldorfpädagogik steht auch eine Einführung in den pädagogischen Ansatz von Emmi Pickler auf dem Programm. Auch diesen Kurs kann man mit einem staatlich anerkannten Diplom abschließen (Niveau 3)  


Unterstützung für Kindergärten und Schulen. Jede Einrichtung, die den Namen “Steiner” oder “Waldorf” verwenden will, muss Mitglied der “Steiner Waldorf Schools Fellowship (SWSF)” werden, die alle Schulen und Kindergärten unterstützt und die die gemeinsamen Aufgaben durchgeführt. Beratung, Qualitätspflege und Wahrnehmung ob die Mindeststandards eingehalten werden, gehören auch zu den Aufgaben der “Fellowship”. Für Erzieherinnen und Eltern von Waldorfkindergärten erscheint vierteljährlich die Zeitschrift “Kindling” mit Artikeln über Erziehung und Pflege in den ersten sieben Lebensjahren.

Ein Blick zurück: In den 40-iger Jahren schon arbeitete eine Gruppe engagierter Waldorferzieherinnen an diesen Aufgaben, die heute für die Kindergärten von der sogenannten “Steiner Waldorf Early Years Group (SWEYG)” wahrgenommen wird, in der Erzieherinnen, Dozentinnen und Beraterinnen mitarbeiten.  

Janni Nicol – Waldorferzieherin, Koordinatorin der “Steiner Waldorf Early Years Group (SWEYG), Herausgeberin der Zeitschrift “Kindling”, IASWECE Vorstandsmitglied. 

Internetseite der Landesvereinigung
Adressen der Waldorfkindergärten
Adressen der Ausbildungsstätten


Italien

In Italien gibt es heute etwa dreißig Waldorfkindergärten, in denen insgesamt fast tausend Kinder betreut werden. Die meisten davon befinden sich im Norden des Landes, aber auch im Süden, z.B. in Rom und Palermo, gibt es Waldorfkindergärten.

Zusammenarbeit: Seit 1978 werden zwei Landestagungen veranstaltet, an denen heute über hundert Erzieherinnen teilnehmen. Dreimal im Jahr finden außerdem regionale Fortbildungen statt, sowie eine Woche im Sommer eine intensive seminaristische Arbeit an anthropologischen und pädagogischen Themen. Koordiniert werden die Zusammenarbeit und die Fortbildung der Waldorferzieherinnen von dem 1991 gegründeten Verein „Sole-Luna-Stelle“.

Ausbildung: Es gibt sechs Ausbildungszentren, die von der „Federazione Steiner Waldorf“ anerkannt sind. Die Kurse dauern zwei oder drei Jahre, je nach dem, wie die Ausbildung organisiert ist.

Kleinkindbetreuung. Spontan sind in den letzten Jahren einige Familien- und Kleinkindgruppen entstanden, bisher ist aber keine offizielle von der Vereinigung „Sole Luna Stella“ anerkannt. In vielen Kindergärten wird mit den Eltern die Kleinkinderziehung thematisiert. (Schwangerschaft, Stillen, Ernährung, Phasen der kindlichen Entwicklung). Für den Verein Sole-Lune-Stelle- ist die Kleinkinderziehung ein wichtiges Thema.

Ein Blick zurück. Der erste Waldorfkindergarten wurde 1946 von einer anthroposophischen Elterninitiative in Mailand gegründet. Dank vieler Vorträge und Tagungen über Waldorfpädagogik  in Mailand, wurde die Waldorfpädagogik in den 70iger Jahren bekannter, was zu vielen Neugründungen in ganz italien führte. 

Silvia Rizzoli, Waldorferzieherin in Bologna/Italien und IASWECE Councilmitglied

Waldorfvereinigung in Italien


Niederlande

Die Waldorfkindergärten in Holland sind, wie alle Kindergärten in diesem Land, in die Grundschule integriert. Da jede der 90 Waldorf-Grundschulen im Durchschnitt 3 Kindergartengruppen hat, gibt es in Holland ungefähr 270 Kindergartengruppen. Insgesamt gibt es an Waldorfkindergärten, Waldorfgrundschulen und Waldorfgymnasien an die 19 000 Schüler.

Die Waldorfschulen haben sich hier den Namen „Vrijeschool“ (Freie Schule) gegeben, um ihre Unabhängigkeit von staatlichen Vorgaben zum Ausdruck zu bringen. Die holländische Verfassung garantiert den Eltern freie Schulwahl. Dies bedeutet, dass alle Schulen staatliche Unterstützung bekommen und gleichzeitig große Freiheit haben, ihren Lehrplan zu gestalten. Hierdurch wurde die Entwicklung der Waldorfschulen entscheidend beeinflusst. Die Schulaufsicht prüft regelmäßig, ob die Waldorfschulen die bei aller Freiheit vorgegebenen Grundstandards erfüllt. Die Waldorfbewegung versucht, eine gute Beziehung zur Schulaufsicht zu behalten und gleichzeitig ihre eigene Identität zu entwickeln.

Dies hat sich bewährt: Immer mehr Eltern wählen Waldorferziehung für ihr Kind, 2014/15 wurden 8 neue Schulen gegründet, alle Schulen haben Wartelisten. Die Regierung ist interessiert zu wissen, warum Waldorferziehung so populär ist, in der Presse erscheinen regelmäßig Artikel über die Wichtigkeit von Freispiel und den Gefahren von frühem schulischem Lernen.


Ausbildung. Das Ausbildungszentrum für Waldorfpädagogik in Leyden bietet ein vierjähriges Vollzeitstudium zum Waldorfpädagogen an. In den ersten beiden Jahren gibt es eine Einführung in die Waldorfpädagogik und künstlerische Aktivitäten, im dritten und vierten Jahr spezielle Methodik und Didaktik, entweder für den Kindergarte oder die Schule. Auch ein berufsbegleitendes Studium ist möglich.

Kleinkindbetreuung. Es gibt viele verschieden Formen, Krippen die an eine Schule gebunden sind, Tagesmütter, Spielgruppen zu Hause etc. Eine „Vereinigung für anthroposophische Kleinkindbetreuung“ ist gerade am Entstehen.

Ein Blick zurück. Waldorfpädagogik gibt es in Holland seit 1922, in Den Haag wurde damals die erste Waldorfschule außerhalb Deutschlands begründet, Rudolf Steiner hielt hier eine ganze Reihe pädagogischer Vorträge. Waldorferziehung ist daher ein fester Bestandteil des holländischen Schulsystems geworden. – In den 70iger und 80iger Jahren gab es einen ersten Boom, es sieht so aus als ob wir jetzt eine zweite starke Wachstumsphase erleben.

Jocelyn Roy ist Waldorferzieherin in Delft/ Holland 

Internetseite der Landesvereinigung
Ausbildung