Norwegen

In Norwegen, einem Land mit 5 Millionen Einwohnern, gibt es 56 Waldorfkindergärten, in denen ungefähr 1800 Kinder von 1 bis 6 Jahren betreut werden.

Seit 1997 ist es gesetzlich vorgeschrieben, dass alle sechsjährigen zur Schule gehen müssen. Der Lehrplan für die erste Klasse sieht daher in den meisten der 30 Waldorfschulen vor allen Dingen Tätigkeiten und Arbeitsweisen vor, die dem Leben im Kindergarten sehr ähnlich sind. Allerdings sind es dann keine gemischten Altersgruppen mehr wie sie im Kindergarten üblich sind.   

Alle diese Einrichtungen werden vom Staat finanziert, das bedeutet das bezüglich der Gruppengrösse und der Öffnungszeiten dieselben Regelungen gelten wie in allen anderen Kindergärten auch. – Eine aktuelle pädagogische Frage, die bei den Treffen und Fortbildungen der Landesvereinigung immer wieder besprochen wird: Wie können wir die besonderen Lebensbedingungen und Bedürfnisse der heutigen Kinder verstehen und ihnen mit Hilfe der Waldorfpädagogik in angemessener Weise entgegenkommen?


Zusammenarbeit. Alle norwegischen Waldorfkindergärten haben sich im “Steinerbarnehageforbundet” (Verband der Waldorfkindergärten in Norwegen) zusammengeschlossen. Einmal Jahr wird eine Landestagung veranstaltet, bei der ungefähr 350 Teilnehmer Vorträge und Arbeitsgruppen besuchen, die Fragen behandeln wie: die Haltung des Erwachsenen im Kindergarten, Bindungstheorie, wesentliche Merkmale der Waldorferziehung usw.

Ausbildung. Das Rudolf Steiner College University in Oslo bietet eine drei jährige Vollzeitausbildung sowie eine fünfjährige Teilzeitausbildung zum Waldorferzieher an. Beide Studiengänge können mit einem Bachelor Diplom abgeschlossen werden. Es gibt auch die Möglichkeite, einen Masterstudiengang zu machen. Der Unterricht findet in Englisch statt, die Studiengänge sind offen für Studenten aus aller Welt.

Kleinkinderziehung. Kinder im Alter von 1 bis 3 werden in Norwegen (von einigen Ausnahmen abgesehen) in besonderen Einrichtungen betreut. Ungefähr 75% der einjährigen Kinder verbringen den ganzen Tag in der Betreuung. Das kann verständlich machen, das wir als Waldorferzieher uns sehr stark mit den Fragen der Bindung, der Eingewöhnung und der Qualität von Kleinkindbetreuung beschäftigen.

Aurelia Udo de Haes ist Waldorfkindergärtnerin und Mitglied des IASWECE Councils.

Internetseite der Vereinigung der Rudolf Steiner Kindergärten in Norwegen
Studium an der Rudol Steiner Hochschule in Oslo


Kanada

Obgleich Kanada ein sehr großes Land ist, gibt es im Moment nur 26 Waldorfkindergärten in fünf von zehn Regionen Kanadas. Allerdings gibt es viele neue Initiativen in verschiedenen Entwicklungsstadien.

Waldorferziehung gibt es in Kanada seit den Gründungen der Waldorfschulen in Toronto im Jahre 1968 und in Vancouver (British Columbia) im Jahre 1969. Viele der heute existierenden Einrichtungen sind aus der dynamischen Gründungswelle der 70iger Jahre hervorgegangen und befinden sich in den Regionen British Columbia und Ontario. In Quebec und Alberta gibt es aber auch seit langem bestehende Einrichtungen. Zurzeit gibt es mehrere Initiativen an der Ostküste, wo in den letzten Jahren auch ein Ausbildungszentrum entstanden ist.

Einige der Einrichtungen werden teilweise vom Staat finanziert.


Zusammenarbeit. Die 26 Waldorfkindergärten in Kanada sind Mitglied der Waldorf Early Childhood Association of North America (WECAN) und arbeiten daher eng mit den Waldorfeinrichtungen in den Vereinigten Staaten zusammen.

Ausbildung. Die Einrichtungen, die vom Staat subventioniert werden, haben Mitarbeiter, die sowohl die Waldorfausbildung als auch die staatliche Erzieherausbildung absolviert haben. Von allen Gruppenleitern wird erwartet, dass sie eine Ausbildung in Waldorferziehung abgeschlossen haben. Es gibt zwei Seminare, die von WECAN anerkannt sind: Das „Rudolf Steiner Centre Toronto“ (RSCT) in Ontario, das 1978 gegründet wurde, und das im Jahre 1996 gegründete „West Coast Institute for Studies in Anthroposophy“ (WCI) in British Columbia. Beide arbeiten mit den Richtlinien der IASWECE und von WECAN.

Ruth Ker, Waldorferzieherin und Dozentin aus Vancouver Island, Kanada

Internetseite von WECAN 


Finnland

In Finnland gibt es insgesamt über 40 Waldorfkindergärten – man nennt sie dort ”Steinerkindergärten” – und Vorschulgruppen mit mehr als 800 Kindern.

 Die Steinerkindergärten kümmern sich um Kinder von 1-6 Jahren. Die meisten sind unabhängige, durch einen Trägerverein gegründete Institutionen. Einige davon arbeiten mit einer nahe gelengenden Steinerschule zusammen. Die Kinder werden mit 7 Jahren eingeschult. Das Jahr davor, das sogenannte Vorschuljahr, kann entweder an einer Schule oder in einem Kindergarten, das ein Vorschuljahr anbietet, besucht werden.

Zusammenarbeit. Die steinerpädagogischen Aktivitäten in Finnland liegen in der Hand des Landesvereins für Steinerpädagogik “Suomen Steinerkasvatuksen liitto”. Der Verein wurde gegründet, um die Zusammenarbeit der Waldorfeinrichtungen zu stärken.


Ausbildung. Die Snellman-Hochschule in Helsinki bietet nach einem Einführungsjahr ein 3 jähriges Klassenlehrer- oder Erzieherstudium an, das mit einem staatlich anerkannten Diplom abgeschlossen werden kann. Besonders im Erzieherstudium wird viel Wert auf Praxis gelegt. Die Studenten machen in jedem Semester ein berufsbegleitendes Praktikum an einem Steinerkindergarten.

Kleinkindpädagogik. Der finnische Staat unterstützt Familien bis deren Kinder drei Jahre alt sind. Daher nehmen viele Kindergärten in der Regel Kinder ab dem 3. Lebensjahr auf. Doch das Bedürfnis, Kinder ab dem 1. Lebensjahr in Pflege zu geben, wird auch in Finnland immer grösser. Daher bieten viele Kindergärten Kleinkinderziehung an, entweder in altersgemischten Gruppen oder in Kleingruppen nur für Kinder unter drei Jahren.

Aktuelle Fragen. Alle Steinerschulen und -Kindergärten sind private Institutionen, werden aber teilweise vom finnischen Staat mitfinanziert, solange sie alle Richtlinien erfüllen und geforderte Erlaubnisse vorlegen können. Steinerpädagogik wird in Finnland als alternative Pädagogik anerkannt, doch es werden Lehrpläne benötigt, die der staatlichen Vorlage angepasst werden müssen, u.a. mit Darstellungen steinerpädagogischer Methoden und Ziele.

Diese Lehrplanarbeit ist in Finnland gerade sehr aktuell gewesen. Es sind neue Lehrpläne erstellt worden, woran die steinerpädagogische Gemeinschaft intensiv zusammenarbeitet hat. Eine besonders große Herausforderung hat u.a. das Thema IT, der Gebrauch von Technologie in Kindergärten und an Schulen, geboten. Anhand der neuen Lehrpläne ist jedoch der Gebrauch von Computern in Steinerkindergärten und in den unteren Schulklassen der Steinerschulen – glücklicherweise – keine Voraussetzung.

Ein Blick zurück. Die Steinerpädagogik (“steinerpedagogiikka”) – wurde Mitte des 20. Jahrhunderts in Finnland bekannt. Im Jahre 1955 wurde die erste Schule in der finnischen Hauptstadt Helsinki gegründet und danach kamen immer mehr Schulen hinzu. Heute sind es 26 mit insgesamt ungefähr 5000 Schülern.

Im Bereich der Vorschulerziehung begann die Entwicklung damit, dass Ende der 60er Jahre die Steinerschulen Vorschulgruppen gründeten. Der erste Kindergarten für Kinder unter 7 Jahren wurde im Jahre 1972 im südöstlichen Lappeenranta gegründet.

Geographische Besonderheiten. Die Steinerkindergärten Finnlands sind überall im Land zu finden, von der Südküste Finnlands bis nach Lappland im hohen Norden, sowohl in den grösseren Städten des Landes als auch in völlig ländlichen Gegenden. Ob Meer, See, Wald oder Feld – überall ist die wunderschöne und intensive finnische Natur mit ihren Farben, Geräuschen und Düften präsent.

Die Natur bietet sich hervorragend für Spiel- und Bewegungsmöglichkeiten an. Auch die Vielfältigkeit der unterschiedlichen Jahreszeiten ist zu einem wichtigen Teil der Pädagogik geworden. Einen Grossteil des Tages verbringen die Kinder an der frischen Luft, in der Natur, das ganze Jahr lang, bei jeder Wetterlage – und sei es im Winter noch so kalt oder im Herbst noch so nass. Auch das neue Erwachen im Frühling bekommt nach dem kalten, dunklen Winter eine ganz lebhafte Note. Somit werden auch die Jahreszeitenfeste durch den Charakter der zu erlebenden Jahreszeit wunderbar unterstützt.

Tina Iwersen, Erzieherin in einem Steinerkindergarten in Helsinki, Dozentin am Snelman Institut und Mitglied im Council der IASWECE

Kontakt der Landesvereinigung
Internetseite des Ausbildungszentrums


Grossbritannien

Waldorferziehung gibt es im “Vereinigten Königreich” seit über 75 Jahren. Es gibt Waldorfkindergärten in England, Schottland, Wales und Irland (im Norden und auch einige im Süden). 36 Waldorfkindergärten sind an Waldorfschulen angeschlossen, in diesen und und in den unabhängigen Kindergärten, Tagesstätten, Waldkindergärten, Eltern-Kind-Gruppen und neuen Initiativen werden etwa 2000 Kinder von Waldorferziehern betreut.

Fast alle Kindergartenplätze von 3 und 4 jährigen Kindern werden vom Staat subventioniert. Es gibt seit einiger Zeit auch 4 sogenannte “Steiner Akademien”, die zu 100% vom Staat finanziert werden (für Kinder ab 5 Jahren).

Ausbildung. Es gibt zwei Ausbildungskurse, die man mit einem staatlich anerkannten Waldorferzieherdiplom abschließen kann (Niveau 5). Beide Kurse erfüllen auch die Anforderungen der IASWECE Ausbildungsrichtlinien. Ein neu eingerichteter Kurs bietet speziell eine Ausbildung zum Kleinkindpädagogen an. Neben der Waldorfpädagogik steht auch eine Einführung in den pädagogischen Ansatz von Emmi Pickler auf dem Programm. Auch diesen Kurs kann man mit einem staatlich anerkannten Diplom abschließen (Niveau 3)  


Unterstützung für Kindergärten und Schulen. Jede Einrichtung, die den Namen “Steiner” oder “Waldorf” verwenden will, muss Mitglied der “Steiner Waldorf Schools Fellowship (SWSF)” werden, die alle Schulen und Kindergärten unterstützt und die die gemeinsamen Aufgaben durchgeführt. Beratung, Qualitätspflege und Wahrnehmung ob die Mindeststandards eingehalten werden, gehören auch zu den Aufgaben der “Fellowship”. Für Erzieherinnen und Eltern von Waldorfkindergärten erscheint vierteljährlich die Zeitschrift “Kindling” mit Artikeln über Erziehung und Pflege in den ersten sieben Lebensjahren.

Ein Blick zurück: In den 40-iger Jahren schon arbeitete eine Gruppe engagierter Waldorferzieherinnen an diesen Aufgaben, die heute für die Kindergärten von der sogenannten “Steiner Waldorf Early Years Group (SWEYG)” wahrgenommen wird, in der Erzieherinnen, Dozentinnen und Beraterinnen mitarbeiten.  

Janni Nicol – Waldorferzieherin, Koordinatorin der “Steiner Waldorf Early Years Group (SWEYG), Herausgeberin der Zeitschrift “Kindling”, IASWECE Vorstandsmitglied. 

Internetseite der Landesvereinigung
Adressen der Waldorfkindergärten
Adressen der Ausbildungsstätten


Italien

In Italien gibt es heute etwa dreißig Waldorfkindergärten, in denen insgesamt fast tausend Kinder betreut werden. Die meisten davon befinden sich im Norden des Landes, aber auch im Süden, z.B. in Rom und Palermo, gibt es Waldorfkindergärten.

Zusammenarbeit: Seit 1978 werden zwei Landestagungen veranstaltet, an denen heute über hundert Erzieherinnen teilnehmen. Dreimal im Jahr finden außerdem regionale Fortbildungen statt, sowie eine Woche im Sommer eine intensive seminaristische Arbeit an anthropologischen und pädagogischen Themen. Koordiniert werden die Zusammenarbeit und die Fortbildung der Waldorferzieherinnen von dem 1991 gegründeten Verein „Sole-Luna-Stelle“.

Ausbildung: Es gibt sechs Ausbildungszentren, die von der „Federazione Steiner Waldorf“ anerkannt sind. Die Kurse dauern zwei oder drei Jahre, je nach dem, wie die Ausbildung organisiert ist.

Kleinkindbetreuung. Spontan sind in den letzten Jahren einige Familien- und Kleinkindgruppen entstanden, bisher ist aber keine offizielle von der Vereinigung „Sole Luna Stella“ anerkannt. In vielen Kindergärten wird mit den Eltern die Kleinkinderziehung thematisiert. (Schwangerschaft, Stillen, Ernährung, Phasen der kindlichen Entwicklung). Für den Verein Sole-Lune-Stelle- ist die Kleinkinderziehung ein wichtiges Thema.

Ein Blick zurück. Der erste Waldorfkindergarten wurde 1946 von einer anthroposophischen Elterninitiative in Mailand gegründet. Dank vieler Vorträge und Tagungen über Waldorfpädagogik  in Mailand, wurde die Waldorfpädagogik in den 70iger Jahren bekannter, was zu vielen Neugründungen in ganz italien führte. 

Silvia Rizzoli, Waldorferzieherin in Bologna/Italien und IASWECE Councilmitglied

Waldorfvereinigung in Italien


Niederlande

Die Waldorfkindergärten in Holland sind, wie alle Kindergärten in diesem Land, in die Grundschule integriert. Da jede der 90 Waldorf-Grundschulen im Durchschnitt 3 Kindergartengruppen hat, gibt es in Holland ungefähr 270 Kindergartengruppen. Insgesamt gibt es an Waldorfkindergärten, Waldorfgrundschulen und Waldorfgymnasien an die 19 000 Schüler.

Die Waldorfschulen haben sich hier den Namen „Vrijeschool“ (Freie Schule) gegeben, um ihre Unabhängigkeit von staatlichen Vorgaben zum Ausdruck zu bringen. Die holländische Verfassung garantiert den Eltern freie Schulwahl. Dies bedeutet, dass alle Schulen staatliche Unterstützung bekommen und gleichzeitig große Freiheit haben, ihren Lehrplan zu gestalten. Hierdurch wurde die Entwicklung der Waldorfschulen entscheidend beeinflusst. Die Schulaufsicht prüft regelmäßig, ob die Waldorfschulen die bei aller Freiheit vorgegebenen Grundstandards erfüllt. Die Waldorfbewegung versucht, eine gute Beziehung zur Schulaufsicht zu behalten und gleichzeitig ihre eigene Identität zu entwickeln.

Dies hat sich bewährt: Immer mehr Eltern wählen Waldorferziehung für ihr Kind, 2014/15 wurden 8 neue Schulen gegründet, alle Schulen haben Wartelisten. Die Regierung ist interessiert zu wissen, warum Waldorferziehung so populär ist, in der Presse erscheinen regelmäßig Artikel über die Wichtigkeit von Freispiel und den Gefahren von frühem schulischem Lernen.


Ausbildung. Das Ausbildungszentrum für Waldorfpädagogik in Leyden bietet ein vierjähriges Vollzeitstudium zum Waldorfpädagogen an. In den ersten beiden Jahren gibt es eine Einführung in die Waldorfpädagogik und künstlerische Aktivitäten, im dritten und vierten Jahr spezielle Methodik und Didaktik, entweder für den Kindergarte oder die Schule. Auch ein berufsbegleitendes Studium ist möglich.

Kleinkindbetreuung. Es gibt viele verschieden Formen, Krippen die an eine Schule gebunden sind, Tagesmütter, Spielgruppen zu Hause etc. Eine „Vereinigung für anthroposophische Kleinkindbetreuung“ ist gerade am Entstehen.

Ein Blick zurück. Waldorfpädagogik gibt es in Holland seit 1922, in Den Haag wurde damals die erste Waldorfschule außerhalb Deutschlands begründet, Rudolf Steiner hielt hier eine ganze Reihe pädagogischer Vorträge. Waldorferziehung ist daher ein fester Bestandteil des holländischen Schulsystems geworden. – In den 70iger und 80iger Jahren gab es einen ersten Boom, es sieht so aus als ob wir jetzt eine zweite starke Wachstumsphase erleben.

Jocelyn Roy ist Waldorferzieherin in Delft/ Holland 

Internetseite der Landesvereinigung
Ausbildung 


Österreich

In Österreich werden rund 1300 Kinder in aktuell 37 Waldorfkindergärten betreut. Es gibt 22 Kleinkindgruppen, die zumeist an bestehende Kindergärten angebunden sind.   

Die Nachfrage an Kindergartenplätzen nimmt im Kleinkindbereich und in der Ganztagesbetreuung zwar nach wie vor zu, dennoch sind, u.a. durch wachsende Mobilität und Veränderungen in den Lebensumständen der Familien Schwankungen in den Kinderzahlen zu verzeichnen. Der Schuleintritt erfolgt in der Regel mit sechs Jahren. Elternbeiträge werden derzeit – je nach Bundesland – bis zu max. 80% staatlich subventioniert. Die Arbeit an der Erziehungsgemeinschaft von Eltern und ErzieherInnen durch sorgfältige Einführung in die Pädagogik, Unterstützung und Beratung nimmt mehr und mehr Raum und Zeit in Anspruch. 

Ein Blick zurück. Mitte der 20er Jahre des vergangenen Jahrhunderts gab es in Wien ein reges anthroposophisches Leben, der Enthusiasmus für die Impulse Rudolf Steiners, so auch für eine Erneuerung der Pädagogik, war groß. 1927 entstand in Wien ein erster Kindergarten. In den Nachkriegsjahren gab es ab 1955 erneut Initiativen, bis 2012 die Waldorfpädagogik auch im Kindergartenbereich endgültig in allen Bundesländern in Österreich Fuß gefasst hat. Die Gründung der Kindergärten erfolgte in der Regel parallel zu den mittlerweile 20 Schulen. Kindergärten mit einer bis zu fünf Gruppen sowie die Schulen sind sowohl im städtischen Bereich wie auch in ausgesprochen ländlichen Gegenden angesiedelt, wobei die Einbeziehung der Natur überall ein Anliegen ist. 

Zusammenarbeit im Waldorfbund Österreich. Die Waldorfschulen und Kindergärten sind im seit 1981 bestehenden Waldorfbund Österreich zusammengeschlossen, der die Interessen der Waldorfeinrichtungen auch überregional vertritt. Zusammenarbeit und Austausch erfolgt in den regelmäßigen Treffen durch Vertreter der Schulen in den Arbeitskreisen für Pädagogik, Wirtschaft, Eltern, Öffentlichkeitsarbeit, Qualitätsentwicklung, sowie im Arbeitskreis Kindergarten.

Der Arbeitskreis Kindergarten ist als Bundesländervertretung der Kindergärten organisiert. Pädagogische, rechtliche und organisatorische Richtlinien werden hier in die Wege geleitet, und die Zusammenarbeit koordiniert. Eine Fortbildungstagung wird jährlich durchgeführt.

Aktuell läuft seit dem Jahr 1922 der Tagungszyklus Der Kindergarten als Ort gesunder Entwicklung, der – beginnend mit der Arbeit an der Erde – die Lebensfelder der Anthroposophie „von Grund auf“ mit der pädagogischen Kernaufgabe jährlich mit einem weiteren Schwerpunkt in Beziehung bringt. Die Vertiefung und fortlaufende Ergänzung der Themen bewährt sich. (Siehe Bild). 

2019/20 nahmen alle Arbeitskreise des Waldorfbundes gemeinsam eine Erarbeitung von Richtlinien für die Selbstverwaltung vor. 2020/21 fand ein erster Lehrgang für Kindergartenleitung auf Basis der Selbstverwaltung statt. Der neue Durchgang ab 2024 ist auch für die administrative Qualitätsentwicklung als Basislehrgang für Selbstverwaltung offen.

Pädagogische Ausbildungen. Eine erste Ausbildung für Waldorf-Kindergartenpädagogik wurde 1990 als 3-jähriges berufsbegleitendes Waldorfkindergartenseminar Wien gegründet. Es hat bisher an die 300 aktive Erzieherinnen hervorgebracht. Die TeilnehmerInnen haben entweder bereits eine staatliche Ausbildung absolviert oder die staatliche Anerkennung kann durch eine einjährige Aufschulung erlangt werden.

Seit 2002 bietet das Waldorf-Seminar-Salzburg ebenfalls berufsbegleitend eine 3-jährige Ausbildung in Waldorfkindergartenpädagogik an. 2022 wurde von Waldorf Salzburg ein schon länger fehlender Basislehrgang für Kleinkindpädagogik ins Leben gerufen, an dem auch viele bereits in Kleinkindgruppen tätige Pädagoginnen teilnahmen. Ein neuer Durchgang läuft im Herbst 2024 an.

Aktuelle Aufgaben für die Zukunft. Die Erfüllung des Bildungsauftrags in Waldorfkindergärten im Vergleich zu den Vorgaben des staatlichen Bildungsrahmenplans für elementarpädagogische Einrichtungen wurde 2024 als Grundkonzept neu erarbeitet. Dieses steht allen Kollegien zur Ergänzung gemäß der jeweiligen Einrichtung zur Verfügung.

Wege der Qualitätssicherung in der Ausbildung für Kleinkind- und Kindergartenpädagogik und in der täglichen Praxis der Waldorfpädagogik müssen weiterhin entwickelt werden. 

Die Ausweitung von Mentorenschaft, der Begleitung von Kollegien und Vorständen sowie der Möglichkeiten zur Deckung des steigenden Personalbedarfs werfen laufend Fragen auf.

Die regionale, nationale und internationale Vernetzung der Kindergärten ist noch ausbaufähig.

Stand Mai 2024

Ursula Dotzler, Kindergarten Wien-Mauer, im Arbeitskreis und Vorstand des Waldorfbundes Österreich sowie Mitglied im Council der IASWECE

www.waldorf.at

www.waldorfkindergartenseminar.at

www.waldorf-salzburg-seminar.at


USA

Die Geschichte der Waldorferziehung in den USA begann mit der Gründung der Rudolf Steiner Schule in New York im Jahr 1927. Es hat dann bis Ende der 60-iger Jahre gedauert bis eine starke Gründungswelle einsetzte, die Zahl der Waldorfschulen und –Kindergärten wuchs von 9 im Jahre 1967 auf heute etwa 200 Einrichtungen (Waldorfkindergärten, -Krippen, Kindertagesstätten, Eltern-Kind Gruppen.)

Waldorfschulen und -Kindergärten bekommen in der Regel keine finanzielle Unterstützung vom Staat. Dies bedeutet einerseits Freiheit von staatlichem Einfluss auf den Lehrplan, bringt aber andererseits große finanzielle und soziale Herausforderungen mit sich.

Zusammenarbeit: Im Jahre 1983 wurde eine Vereinigung der Waldorfkindergärten gegründet und heißt seit Ende der 90-iger Jahre Waldorf Early Childhood Association of North America (WECAN). Die Vereinigung wird durch einen Vorstand geleitet, der aus erfahrenen Waldorferziehern und Ausbildern besteht, die Aufgaben werden durch ein Team von Teilzeitmitarbeitern durchgeführt, die für die Bereiche Koordination, Verwaltung, Veröffentlichungen, Ausbildung und Mitgliedschaft zuständig sind. Einundzwanzig Regionalvertreter koordinieren die Arbeit in den Regionen.

Zusätzlich zu den Regionaltagungen organisiert WECAN auch eine größere Tagung in Spring Valley, New York, an der jedes Jahr im Februar ungefähr 400 Waldorferzieherinnen und    Erzieher teilnehmen. Außerdem publiziert die Vereinigung Rundbriefe und eine Zeitschrift, sowie Bücher für Eltern und Erzieher (http://store.waldorfearlychildhood.org/)

WECAN ist eine von der Vereinigung der Waldorfschulen Nordamerikas unabhängige Organisation, es besteht aber eine gute Zusammenarbeit. Beide koordinieren nicht nur die nationale sondern auch die kontinentale Zusammenarbeit, Waldorfeinrichtungen in Kanada und Mexiko sind ebenfalls Mitglied dieser Vereinigungen. WECAN ist Mitglied in der IASWECE.


Ausbildung: Von allen Gruppenleitern in Waldorfkindergärten wird erwartet, dass Sie eine Ausbildung für Waldorferzieher absolviert haben. In den USA gibt es 10 Seminare und Ausbildungsstätten, fünf davon sind Mitglied bei WECAN, die anderen fünf haben die Mitgliedschaft beantragt. Alle erfüllen die Richtlinien von IASWECE und WECAN und schließen mit einem Waldorfdiplom ab. Es handelt sich bei allen um eine zwei- bis dreijährige berufsbegleitende Teilzeitausbildung mit zwei- bis dreiwöchigen Intensivkursen im Sommer und einwöchigen bzw. Wochenendkursen während des Schuljahres. Einer der Kurse wird in Kooperation mit einer staatlichen Universität durchgeführt.

The training programs collaborate with one another through a membership path that includes self-study and peer review through site visits.

Susan Howard, Dozentin am Sunbridge Institut in Spring Valley bei New York, Mitglied der Koordinationsgruppe von WECAN und IASWECE

Internetseite der Landesvereinigung (WECAN)


Frankreich

In Frankreich gibt es 21 Waldorfkindergärten – ungefähr die Hälfte davon sind Teil einer Waldorfschule. Ein großer Teil befindet sich in der Gegend um Paris, in der Region Provence-Alpes-Côte-d’Azur und im Elsass.

Viele Kindergärten haben nur bescheidene Räumlichkeiten und finanzieren sich fast ausschließlich aus Elternbeiträgen. Geld vom Erziehungsministerium gibt es nur, wenn man das staatliche Kurrikulum einhält – aber dies lässt für Waldorferziehung so gut wie keinen Platz. Bei den Eltern und Erzieherinnen findet man daher oft eine große Portion Idealismus und Improvisationsgabe – ohne die lässt sich im zentralistisch geregelten Schulwesen Frankreichs kein Raum für freies Spiel erkämpfen.

Vom Geldmangel abgesehen gibt es aber günstige Arbeitsbedingungen: Jeder Kindergarten ohne staatliche Subvention hat die denkbar größte pädagogische Freiheit, auch in Bezug auf das Einschulungsalter.


Ausbildung. Zwei Ausbildungszentren (in Chatou bei Paris und in Avignon) bieten eine berufsbegleitende dreijährige Ausbildung in Waldorfpädgogik an. Einige Dozenten setzen sich dafür ein, eine staatlich anerkannte Erzieherausbildung einzurichten, die auch Elemente der Waldorfpädagogik einbezieht. Bisher noch ohne Erfolg.

Zusammenarbeit. Seit 1995 arbeiten Waldorfschulen und –kindergärten in der „Fédération des écoles Steiner-Waldorf“ zusammen. Im Herbst gibt es ein gemeinsames Landestreffen, im Frühjahr eine spezifische Tagung für Waldorferziehung von Geburt bis sieben.

Kleinkindbetreuung. Es gibt fünf Krippen, deren Mitarbeiterinnen sich an der Waldorfpädagogik orientieren. Eine Gruppe von 15 ausgebildeten Waldorferzieherinnen hat in den letzten Jahren eine Fortbildung in Waldorf Kleinkindbetreuung gemacht. (mit Michaela Glöckler und Geseke Lundgren). Diese Initiativgruppe veranstaltet regionale Fortbildungen und möchte den Bereich Kleinkindbetreuung in die bestehenden Ausbildungen integrieren.

Ein Blick zurück. Seit Ende des 19. Jahrhunderts ist die Betreuung und Erziehung von Kindern ab drei Jahren Teil des staatlichen, streng laizistischen Schulwesens. Die „école maternelle“ bietet seither kostenlos schulische Aktivitäten für 3 bis 6 jährige an, sowohl vor- wie nachmittags. Formales, schulisches Lernen und kostenlose Betreuung für Kinder ab 3 sind also seit über hundert Jahren Gang und gäbe. Wen wundert es, dass die 1949 in Strasbourg und bald danach in Paris gegründeten Waldorfkindergärten lange keine Nachfolger fanden? Erst seit in den 80iger und 90iger Jahre deutlich wurde, dass das staatliche Schulwesen nur schwer reformierbar ist, setzte eine bis jetzt sehr bescheidene Gründungswelle von Waldorfkindergärten ein.

Philipp Reubke,  Waldorferzieher in Mulhouse/Frankreich und Mitglied der IASWECE Koordinationsgruppe

Landesvereinigung 
Adressen der Waldorfkindergärten
Ausbildung Chatou
Ausbildung Avignon