Südafrika

Es gibt 17 Waldorfschulen in Südafrika, und in enger Verbindung mit ihnen arbeiten ungefähr 50 Waldorfeinrichtungen für Kinder unter sechs Jahren: Kleinkindgruppen (2- bis 3-jährige Kinder) Spielgruppen (3- bis 4-jährige Kinder) und Kindergärten (4- bis 6-jährige Kinder). Einige Waldorfschulen sind dabei, Krippen zu gründen (für Kinder von der Geburt bis 3 Jahren). Immer mehr Kindertagesstätten in den Slums sind interessiert daran, Teil der Waldorfbewegung zu werden. Die Erziehrinnen dort bekommen Ausbildung, Praxisanleitung und nehmen an Fortbildungen teil.

Ausbildung. Das „Centre for Creative Education (CFCE) in Cape Town bietet seit Jahren verschiedene Ausbildungsgänge an: Ausbildung zum Waldorferzieher (Abschluss mit einem Diplom Niveau 4 oder 5), Bachelor in Eurythmie, eine Masterausbildung als Grundschullehrer. Sie sind staatlich anerkannt.

Die Erzieherausbildung wird vor allen Dingen von Kolleginnen genutzt, die in den Slums arbeiten. Jedes Jahr gibt es ca. 20 Studentinnen, die ihr Diplom bekommen. – Es gibt außerdem eine Teilzeitausbildung in Kleinkinderziehung. Das CFCE ist abhängig von der großzügigen Unterstützung von Spendern aus dem In- und Ausland. IASWECE unterstützt seit vielen Jahren die Ausbildungsgänge für Erzieherinnen. Zu Zeit werden dringend ausgebildete Erziehrinnen gesucht, die die Praxisanleitung in den Townships machen können, auf diesem Gebiet gibt es zusätzlichen Finanzierungsbedarf.

In Blick zurück und in die Zukunft. Die Waldorfbewegung in Südafrika ist an einem interessanten Punkt ihrer Entwicklung. Die zuerst gegründeten Waldorfschulen sind jetzt 56 Jahre alt, das bedeutet dass die letzten in der Gründerzeit aktiven Kollegen jetzt den jüngeren Generationen die Aufgabe überlassen haben, die Einrichtungen zu führen und die Erfahrungen der Vergangenheit mit den Anforderungen der Gegenwart zu verbinden. Es gibt sehr viele junge Kollegen die sich dafür einsetzen, dass die Einrichtungen mit einer gewissen Dynamik den Bedürfnissen dieses Landes entgegenkommen können.


Zusammenarbeit. Die „South African Federation of Waldorf Schools“ koordiniert die Zusammenarbeit der Waldorfschulen und –Kindergärten. Die Vereinigung setzt sich zurzeit besonders mit den staatlichen Bestrebungen der Vereinheitlichung und Zentralisierung des Erziehungswesens auseinander. Durch intensive Kontakte mit verschiedenen Stellen des Erziehungsministeriums hat sie bisher die Unabhängigkeit der Waldorfbewegung bewahren können. Angesichts der wachsenden Auflagen und des Bestrebens, ein obligatorisches Vorschulkurrikulum einzuführen, ist die Arbeit der Vereinigung besonders für die Kindergärten lebenswichtig.

Wichtige Anliegen. Der Unterschied zwischen arm und reich klafft immer mehr auseinander, einige Waldorfschulen arbeiten in wirtschaftlich sehr beschränkten Umständen. Ohne die Unterstützung von Spendern aus dem In- und Ausland würden sie unter Umständen nicht überleben.

Gewalt im öffentlichen und privaten Bereich nimmt immer mehr zu, die Folgen zeigen sich deutlich bei einigen Kindern. Waldorfkindergärten und –schulen bieten eine Oase der Ruhe und pädagogisch-therapeutische Heilung für seelisch verwundete und missbrauchte Kinder. Es zeigt sich immer deutlicher, dass die pädagogische Hilfe nicht ausreicht und dass Familienberater und Therapeuten angestellt werden müssen. Aufgrund der hohen Kriminalität sind Schulen mit Vandalismus und Diebstahl konfrontiert und müssen besondere Maßnahmen ergreifen um sich zu schützen:  Zäune Wachpersonal, Sicherheitsschleusen und Eltern, die abwechselnd in der Schule übernachten, um das Gelände zu bewachen…

Es gibt sehr viele Herausforderungen in Südafrika. Es ist ein Segen, dass es eine dynamische, positiv eingestellte und wachsende Waldorfbewegung gibt, um sie aufzugreifen. Durch Ausdauer, Zusammenarbeit und Hilfsbereitschaft ist vieles möglich.

Mary- G. Häuptle ist Waldorferzieherin, Dozentin und Mentorin am CFCE in Cape Town und Mitglied im IASWECE Council

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 Ausbildungszentrum (CFCE)